Eine eingefleischte Wandervogel-Familie

von Gudrun Klinkhammer, Kölner Rundschau, 13.12.2006

„Könnten wir nicht auch mal...?“, fragten irgendwann einige Kollegen. Lothar Peter nickte. Natürlich könne er seine Kollegen einmal mitnehmen auf eine seiner „Touren“, von denen er immer so viel zu berichten und erzählen hatte.

Lothar Peter, der aus Breslau stammt, lernte in seiner Ausbildungszeit Ingrid Görlich aus Zülpich kennen, heiratete diese und landete dadurch 1971 in Satzvey in der Eifel. Seit je her ist Lothar Peter, heute 67 Jahre jung und ehemals im Controlling bei der Post tätig, ein begeisterter Natur- und Wanderfreund. Gleiches gilt für seine Ehefrau Ingrid (66 Jahre), die einige Jahre als freie Mitarbeiterin im Freilichtmuseum in Kommern tätig war.

Zu den Eheleuten gesellten sich im Laufe der Jahre die Kinder Anke (heute 35 Jahre) und Olaf (34 Jahre). Und kaum konnten die Peter-Kinder sicher auf ihren Beinen stehen, ging es auch schon raus in die Natur.

Die erste Wanderung, die Lothar Peter in seinem Wanderbuch festhielt und die seine Kinder im Alter von drei und vier Jahren mitliefen, war eine Art Tageswanderung von fünf Kilometern durch das Rosenthal zwischen Urft und Nettersheim. „Keine Pfütze ließen die Kinder aus“, erinnern sich Ingrid und Lothar heute noch. Daher zog sich die Strecke entsprechend hin.

Sehr gerne laufen die Peters vor allem durch das nicht selten geheimnisvoll wirkende Hohe Venn. Und genau da wollten die Kollegen eben auch gerne einmal laufen. Also wurden sie 1983 erstmalig in die Eifel gebeten und durchs Hohe Venn „gelotst“. Lothar Peter hatte eine Route ausgearbeitet und seinen Mitarbeitern den Rat gegeben: „Bringt euch gute Stiefel mit.“ Damals gab es im Venn noch nicht so ein gut ausgebautes Holzstegenetz wie heute. Peter: „Für die eingefleischten Städter war das damals sehr abenteuerlich.“

Tatsächlich traf der wandernde Kollegenkreis auf zwei Belgier, von denen einer im wahrsten Sinne des Wortes versackt war. Bis zur Hüfte steckte er zumindest mit einem Bein im Modder. Während der zweite Belgier noch mit seinem eigenen Schock über das Schicksal seines Mitwanderers beschäftigt war, bildeten die Peter-Wanderer schnell eine Menschenkette und zogen den versackten Belgier wieder aus dem Moor heraus. Samt seiner Stiefel.

Auf die Eifel immer noch neugierig

„Das Moor kann bis zu zwölf Meter tief sein“, weiß Lothar Peter. Anschließend wurden die Kollegen von ihm und seiner Frau in Satzvey noch gut bewirtet, was die Besucher zu der Aussage kommen ließ: „Könnten wir das nicht öfter machen...?“ Klar, geht alles, und so kamen die Kollegen in regelmäßigen Abständen über viele Jahre hinweg in die Eifel. Was unter anderem dazu führte, dass Lothar Peter inzwischen ein höchst beachtliches Wanderbuch in den Händen hält. Denn keine Wanderung verging - weder die mit Kollegen noch ohne - ,ohne dass er sich nicht im Vorfeld und auch im Nachhinein sehr genaue Notizen zu jeder einzelnen Route aufgeschrieben hätte.

Das Peter-Wanderbuch enthält inzwischen 996 niedergeschriebene Wanderungen, davon etwas über 700 Wanderungen in der Eifel. „Mich können Sie irgendwo in der Eifel absetzen, spätestens nach zehn Minuten weiß ich, wo ich bin“, ist Lothar Peter von seinen Ortskenntnissen nicht ohne Grund überzeugt. Er weiß tatsächlich, wo es in der Eifel lang geht.

Und trotz der reichhaltigen Erfahrung sind Ingrid und Lothar Peter immer noch neugierig auf „ihre“ Eifel, die sich ihrer Meinung nach so vielseitig präsentiert wie kein anderes deutsches Mittelgebirge. Lothar Peter: „Wir entdecken immer noch Neues, so etwa derzeit das Nationalparkgebiet.“ Und wenn dann die Zeit wieder reif ist, blicken sich die Peters tief in die Augen und sagen den einen Satz: „Könnten wir nicht mal wieder...?“