Das Gotteshaus vom Bruder Klaus

von Michael Thalken, pp/Agentur ProfiPress, 13.01.2008

Das Gotteshaus vom Bruder Klaus

Am vorvergangenen Sonntag kamen bei schönem Wetter einige hundert Menschen aus nah und fern, um das viel gepriesene Bauwerk von Peter Zumthor mit eigenen Augen zu sehen.

Die Bruder-Klaus-Kapelle in Wachendorf sorgt mittlerweile international für Aufsehen - Das von Peter Zumthor entworfene Sakralbauwerk wird von Medien und Fachleuten in den höchsten Tönen gelobt

Der Stadt Mechernich kommt zurzeit europaweite Aufmerksamkeit zu – und das liegt vor allem an einem modernen Sakralbau, den der Schweizer Stararchitekt Peter Zumthor konzipiert hat und der dem Schweizer Nationalheiligen Nikolaus von der Flüe geweiht ist, der als „Bruder Klaus“ in die Heiligengeschichte einging.

Auch wenn an Wochenenden viel Andrang rund um die Kapelle herrscht, so kann man sich ihrer spirituellen Energie im Inneren doch nicht entziehen. Ein Blick nach oben entschädigt fürs mitunter ruinierte Schuhwerk.
Begonnen hat der „Triumphzug“ der Kapelle auf freiem Feld bei Wachendorf zunächst mit (Kirchen)Zeitungsberichten, Radioreportagen und Fernsehsendungen aus dem regionalen Raum, so schreibt der Journalist Dr. Michael Thalken jetzt im „Kölner Stadt-Anzeiger“:

„Bald aber zogen die überregionalen Medien nach. Selbst die ansonsten eher dem Säkularen zugetane TAZ (alternative Berliner Zeitung) schwärmte bereits beim Bau der Feldkapelle, dass das, „was sich hier gegen den Himmel abzeichnet, schon jetzt die Züge eines Wunders trägt“.

Die tonnenschwere Tür lässt sich zwar nicht kinderleicht öffnen, sorgt jedoch für meditative Ruhe im Inneren der Kapelle.

Wallfahrt nach Wachendorf

Die Frankfurter Allgemeine (FAZ) unternahm daraufhin eine „Wallfahrt nach Wachendorf“ und widmete der Kapelle ein ausführliches Feuilleton, in dem das Bauwerk als „trutzig und erhaben“ geschildert wird, das dennoch in seiner Eigenheit und seinen Proportionen „Rücksicht auf die grüne, wellige Landschaft“ nehme.

Schon bald sind auch andere große Zeitungen begeistert: Die Wochenzeitung „Die Zeit“ preist den „Turm in der Eifel“ sowohl im Inneren als auch von der Fassade her als „spektakulär“. Die „Neue Zürcher Zeitung“ sieht in der Kapelle eine „Trutzburg“ und „Höhle“ und ist gefesselt „von der archaischen Wucht des Innenraums“. Die Zeitschrift „Stern“ zeigt auf ihrer Homepage einige Bilder der Kapelle. Die Sendung „WestArt“ stellte den Bau als ein „Meisterwerk“ vor, ebenso die renommierte Kunstzeitschrift „ART“.

Nicht nur das zum Himmel offene Kapelleninnere lädt zu Gebet und Meditation ein, auch draußen kann man Plätze zum Verweilen finden. Ob es ein ruhiges Plätzchen ist, darüber entscheiden aber oft andere. Der Publikumsandrang zur Bruder-Klaus-Kapelle ist inzwischen riesig.

Auch Architekturzeitschriften im In- und Ausland nehmen sich der Zumthor-Kapelle gerne an. Ob das Fraunhofer Informationszentrum „Raum und Bau“, ob „Bauwelt“ oder die Zeitschrift des Bundes Deutscher Architekten, die in dem Bauwerk zwar „ein bisschen zu viel Mystik, ein bisschen zu viel Heidegger, ein bisschen zu viel Materialmetaphorik“ zu erkennen glaubt, dennoch aber „die einfache, landschaftlich gebundene Sprache“ der Kapelle lobt.

Die Architektenkammer NRW hat die Kapelle denn auch längst in ihren „Führer zur Architektur und Ingenieurbaukunst in NRW“ aufgenommen.

Im Innenraum der Kapelle kann man auch Andachtskerzen entzünden.

Horizonterweiterung und Kunstschatten

Selbst die Deutsche Zement- und Betonindustrie stellt sich in den Kunstschatten des Wachendorfer Bauwerks, schließlich haben dort der Bauherr und seine Freunde drei Wochen lang Beton gestampft. Das Ministerium für Schule und Weiterbildung hat sich des Gotteshauses ebenfalls angenommen und schlägt zwecks Horizonterweiterung einen Besuch desselben vor. Die didaktischen Qualitäten der Zumthor-Architektur wurden des Weiteren vom Schulbuchverlag Schroedel entdeckt, der die Kapelle gewissermaßen als Allgemeinbildung zu vermitteln sucht.

Besonders aber den Schweizern hat es der Sakralbau auf dem Felde angetan. Schließlich ist Bruder Klaus (Niklaus von Flüe) der einzige Heilige der Schweiz. Der Schweizer Wallfahrtsort Sachseln schwärmt gar in einem seiner letzten Rundbriefe:

Rund 300 Glas-Halbkugeln sind in den Wänden eingelassen. Durch die Röhren dahinter dringt Licht ins Innere der Kapelle und zaubert eine einzigartige Atmosphäre.

„Wer sich auf die Kapelle einlässt, dem erschließt sich die Welt von Bruder Klaus - aber auch die eigene.“

Das renommierte Kunsthaus Bregenz widmete unterdessen dem Eidgenossen Peter Zumthor noch 2007 eine Retrospektive seiner Bauten und Projekte von 1986 bis 2007, und selbstverständlich wurde dort auch die Wachendorfer Kapelle dem internationalen Kunstpublikum vorgestellt.
Für den August will darüber hinaus die Schweizerische St. Lukasgesellschaft für Kunst und Kirche in der Eifel anreisen.

Viel Beton und ein schlichtes Bronzekreuz über der dreieckigen Eingangstür. Die nach oben spitz zulaufende Pforte ist trinitarischer Fingerzeig und zugleich funktionale Schleuse ins kontemplativ stimmende Innenleben des avantgardistischen Sakralbaus.

Längst erfreut sich die Kapelle regional großer Beliebtheit. Die Geo-Cacher Lothar Peter und sein Team „Eifelwanderung“ haben in der Nähe der Kapelle einen Cache versteckt. Das ist ein kleiner Schatz, der vermittels eines GPS-Empfängers gefunden werden muss. Zahlreiche Mitspieler, die sich schon auf die Suche begaben, schwärmten im Nachhinein im Internet vom Gotteshaus:

„Die Kapelle ist echt schräg“, „auf jeden Fall eine Reise wert“, „ein interessantes Fleckchen“, „ein faszinierendes Bauwerk“, „tolle Architektur“, „schöner Einfall“, „interessante Location“.

Verhaltensmaßregeln

Zum Schluss sei auch Karl Schiesberg, der Wirt des „Weiße Holunder“ in Köln, genannt. Der ist ein echter Fan der Kapelle und hat einen „Freundeskreis Feldkapelle“ gegründet. Jedem interessierten Gast händigt er eine Anfahrtsskizze für Wachendorf aus.

Schiesberg versteht allerdings, dass die Wachendorfer mit den profanen Folgen des Sakralbaus so ihre Probleme haben. Die Besucher bekommen daher neuerdings Verhaltensregeln mit auf den Weg, damit diese weder durch falsches Parken die Anwohner verärgern, noch durch falsches Benehmen die Betenden im Gotteshaus stören.